Historie (1): Fronleichnam und Musikverein – eine lange Tradition in Neuthard

Wie überall in katholischen Gemeinden findet auch in Neuthard die traditionelle Fronleichnams-Prozession statt. In früheren Zeiten – ohne Automobilverkehr – ging es nach dem Festgottesdienst von der Kirche rund um das Dorf über die Kirchstraße hinunter bis zur Einmündung in die Hauptstraße. Von da an wieder hinauf bis zur oberen Einmündung der Kirchstraße, heute Bürgerhausplatz, dann zurück zur Kirche. Unterteilt war diese Prozession mit vier geschmückten Straßen-Altären für besondere Gebetsanliegen.

Die Häuser entlang des Prozessionsweges sind auch heute mit Blumen, Fahnen und Girlanden geschmückt. Früher waren auch Motivbilder an den Hauswänden aufgehängt. Die Straße war damals mit frischem Gras bestreut, auf dem Fußweg waren Pappeläste, „Laißen“ genannt, eingegraben, also eine kleine Bäumchen-Allee! Mitten im Prozessionszug ist der Pfarrer unter dem Baldachin, der die Monstranz mit dem Allerheiligsten trägt. Davor und dahinter begleiten Kirchenchor, Vereine, viele Männer und Frauen sowie Kinder aus Schule und Kindergarten den feierlichen Umzug.

Seit fast 100 Jahren ist der Musikverein Teil dieser Fronleichnams-Prozession. Nach dem Zweiten Weltkrieg hat der damals neue Dirigent Josef Brecht handschriftlich für jeden Musiker ein Prozessionslieder-Album geschrieben. Damit konnte der Umzug mit aktuellen Liedern im feierlichen Marschtempo begleitet werden.

Unser Bild (oben) zeigt hier Dirigent Josef Brecht und die Musikkapelle Mitte der 1950er Jahre. Im Hintergrund links ist das Rathaus mit Schule zu sehen. Gut zu erkennen sind auch Häuserschmuck, der Grasteppich auf der Straße und die „Laißen“-Bäumchen-Allee.

Im kommenden Jahr 2021 sehen wir dieser Prozession wieder mit Zuversicht entgegen.

Bernhard Heneka